Die Zecke auf Abwegen
Besitzen Sie diesen Inhalt bereits,
melden Sie sich an.
oder schalten Sie Ihr Produkt zur digitalen Nutzung frei.
12. Die Kur
Das Zimmer war gemütlicher eingerichtet, als ich es erwartet hatte. Sogar mit Blick auf die Ostsee. War ich froh gewesen, endlich aus diesem Krankenhaus raus zu kommen. Immer noch hatte ich diesen Geruch von Desinfektionsmittel in der Nase. Vor allen Dingen: endlich Weg von Goller. Jeden Tag war mir eine neue Macke aufgefallen. Nach drei Wochen kam da ganz schön was zusammen. Wenn man allerdings sein ganzes Leben lang mit einer Frau wie Gerda verheiratet war, die einen wie ein Kindergartenkind behandelte, wurde man wohl früher oder später so schrullig wie Goller. Nicht nur, dass sie ihm alle paar Minuten Kamillentee nachgeschenkt und dazu gebetsmühlenartig wiederholt hatte: „Trinken, Heiner, Trinken ist das Wichtigste!”. Sie hatte ihm sogar die Haare gekämmt. Dann schon lieber mit einer Zicke wie Britta zusammenleben.
Mein Magen knurrte. Bis auf den Campingwecken im Zug hatte ich seit dem Frühstück nichts gegessen. Ich schob meinen Koffer neben den Kleiderschrank und ging in Richtung Kantine.
Vor mir stand in der Schlange ein magerer Mittfünfziger ohne Kinn, der meinte, er müsse zu allem einen Spruch machen. Die blasse Frau vor ihm schien auch...