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Bilanz einer Lüge

Print-ISBN: 978-3-482-63301-0

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Bilanz einer Lüge

Dienstag, , Abends

Nach etwas mehr als drei Stunden war die erste Vernehmung in der für derartige Anlässe bizarren Atmosphäre meines Wohnzimmers vorbei. Sie hinterließ fünf zutiefst betroffene Beteiligte. Betroffen von dem unfassbaren Leid, das in Hass seine Befreiung gesucht und dabei nur noch mehr Leid produziert hatte. Einem Hass, der mehreren Menschen jegliche Lebensfreude genommen und sie in einen Strudel gerissen hatte, aus dem sie nur noch durch einen Mord zu entkommen gemeint hatten.

Ein Aphorismus von Friedrich Nietzsche war mir während der Aussagen von Cora Knober und Gero Arnold eingefallen. Die Worte beschrieben auf verblüffende Weise den Automatismus, dem beide sich irgendwann scheinbar wehrlos ausgeliefert gesehen hatten und dessen epidemischer Faszination sie sich nicht mehr hatten entziehen können: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.”

Ich war wieder alleine. Dagmar und Heribert hatten Cora Knober und Gero Arnold mitgenommen. Mit einem Glas Spätburgunder saß ich am Küchentisch und blickte nachdenkli...