Bilanz einer Lüge
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Dienstag, , ab 16: 23 Uhr, Bernheim
Sein monotoner Tonfall ließ darauf schließen, dass Gero Arnold die markanten Stationen seines Lebens und das seiner Mutter immer und immer wieder nachvollzogen und sich schmerzlich vor Augen geführt hatte. Seine Seele war verwundet und er schien auch noch nach all diesen Jahren traumatisiert. Eine Chance zur Aufarbeitung hatte es für ihn nie gegeben, obwohl er offenbar professionelle Hilfe zur Bewältigung notwendig gehabt hätte.
Er war mit der Gewissheit aufgewachsen, dass sein Vater kurz vor Kriegsende bei einem Tieffliegerangriff in der Nähe von Kronberg gefallen war. Seine Mutter hatte ihm einmal die Todesnachricht gezeigt, als er lesen und auch den Inhalt verstehen konnte. Er hatte daher keinen Grund gehabt, an der Todesursache seines Vaters zu zweifeln. Dass es eine Lüge war, hatte er erst kurz vor dem Tod seiner Mutter vor drei Jahren erfahren.
Nachdem seine „Wunsch-Oma” gestorben war, war seine Mutter seine einzige Bezugsperson gewesen. Sie war hart, aber gerecht gewesen, ihr Wort war Gebot. Er konnte sich nicht erinnern, jemals mit ihr Phasen spontaner Fröhlichkeit erlebt zu haben. Keine Fastn...