Bilanz einer Lüge
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Donnerstag, , Bernheim
Vormittags fuhr ich Sonja nach Frankfurt zum Flughafen. Es war ein befremdliches Gefühl, sie saß dicht neben mir, ich spürte ihre Nähe, ich hörte ihr Atmen und doch schwiegen wir uns an. Als sich unsere Ellenbogen zufällig auf der Mittelkonsole berührten, zuckten wir beide zusammen. Mit der Präzision von Synchronschwimmerinnen murmelten wir zeitgleich eine Entschuldigung. Aber statt diese Situationskomik zum Anlass eines befreienden, gemeinsamen Lachens zu nehmen, wie wir es früher gemacht hätten, grenzten wir uns umso mehr voneinander ab. Sie blickte angestrengt aus dem Seitenfenster, als gäbe es nichts Interessanteres als den Windräderpark bei Wörrstadt zu bestaunen und ich gab vor, meine ungeteilte Aufmerksamkeit der Autobahn zu widmen.
Schließlich hielt ich es nicht länger aus.
„Sonja!”, ich drehte den Kopf zu ihr und wollte ihr sagen, dass ich die Situation unerträglich fand. Doch sie unterbrach mich und sagte: „Es tut mir leid. Wirklich, es tut mir leid.”
Hörte ich recht? Völlig unvermittelt platzte sie mit der Mitteilung heraus, dass es ihr leidtue. Ihr!
„Was tut dir leid?”
„Dass ich dich gestern so abgebügelt...