Bilanz einer Lüge
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Dienstag, , Bad Kreuznach
Es regnete heftig und pausenlos. So, wie schon die letzten Wochen. Verhärmte Menschen, denen sich das Grauen des Krieges in die Gesichter gefurcht hatte, huschten an ihr vorbei. Den Blick nach unten gesenkt. Stets auf der Suche nach den notwendigsten Dingen, die sie zum Überleben benötigten.
Gisela Arnold war auf dem Weg zum Krankenhaus Sankt Marienwörth. Sie hatte die Ärmel mehrmals umschlagen müssen und trat häufig mit ihren derben Schuhen auf den Saum ihres Mantels. Der Gummimantel ihres Vaters, ein Erbstück, war ihr viel zu groß, aber er schützte sie vor der Nässe. So wie der Südwester, unter dem blonde Haarsträhnen hervorlugten. Immer wieder musste sie kurz stehen bleiben. Sie dehnte sich, holte dabei tief Luft und massierte sich für einen kurzen Moment die Rückenschmerzen weg. Die Alte Nahebrücke war von deutschen Truppen teilweise gesprengt worden. Amerikanische Soldaten hatten zwar eine vormontierte Pionierbrücke über die beiden zerstörten Bögen gelegt, für die Bevölkerung war der Übergang jedoch gesperrt. Gisela Arnold musste daher die Nahe über eine schmale Holzbrücke am Schießgraben überqueren. Mit schwer...