Objektiv gibt es nur subjektive Unternehmenswerte
Der Wert eines Gutes ergibt sich hinsichtlich des Ziel- und Präferenzsystems des Bewertungssubjekts aus seinem Grenznutzen und ist somit individuell, das heißt subjektiv. Diese Erkenntnis basiert auf der von Hermann Heinrich Gossen sowie Carl Menger und der so genannten Wiener Schule schon vor über hundert Jahren begründeten subjektiven Wertlehre. Auch durch den vielleicht noch bekannteren Eugen Schmalenbach ist die Notwendigkeit des Subjektbezugs im Rahmen von Bewertungen schon frühzeitig erkannt worden. Mit Beachtung dieser Erkenntnis in der subjektiven und schließlich auch in der funktionsorientierten Betrachtungsweise der Unternehmensbewertung war die Suche nach dem wahren Unternehmenswert vermeintlich überwunden. In der angelsächsischen Bewertungslehre bleibt jedoch der Subjektbezug bisher weitestgehend unbeachtet. Insbesondere mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen der Unternehmensbewertung und die daraus resultierende Bedeutung von Bewertungsfragen in der Zukunft ist deshalb vor der in Mode gekommenen unreflektierten Anwendung der aus der angelsächsischen Literatur stammenden finanzierungstheoretischen Modelle (z. B. APV , WACC- oder der "Equity"-Ansätze) eindringlich zu warnen.
Die für eine erfolgreiche Anwendung von Bewertungsverfahren erforderlichen theoretischen Grundlagen der Unternehmensbewertung werden in diesem Beitrag überblicksartig dargestellt. Nach einer einleitenden Systematisierung von Bewertungsanlässen, die im Zusammenhang mit einer Änderung der Eigentumsverhältnisse stehen, wird die Entwicklung der Unternehmensbewertungstheorie von der objektiven über die subjektive zur funktionalen Konzeption beschrieben. Wie jede Rechnung muss auch die Bewertungsrechnung zweckorientiert erfolgen. Die sich anschließenden Ausführungen geben deshalb einen Überblick über die Hauptfunktionen der herrschenden funktionalen Bewertungslehre und ihre Wertarten. Hierbei wird auf den möglichen Einsatz der finanzierungstheoretischen Bewertungsmethoden eingegangen.
Dies ist ein Abstract zu einem Aufsatz der Zeitschrift "Unternehmensbewertung & Management" (UM), dem Vorläufer des BBB.
Fundstelle(n):
UM 4/2003
NAAAB-84741