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Missbrauchsvermeidungsvorschriften im Kontext internationaler Vorgaben
Das deutsche Steuerrecht ist in den letzten Jahren durch eine Vielzahl von Missbrauchsvermeidungsvorschriften zunehmend komplexer geworden. Angetrieben durch internationale Initiativen (insbesondere ATAD, DAC6, Pillar Two) und nationale Ergänzungen entstand ein dichtes Netz an Einzelregelungen, das in der Praxis zu erheblichem Umsetzungs- und Prüfaufwand führt – bei gleichzeitig wachsendem Zweifel an dessen Wirksamkeit und Effizienz. Im Rahmen der YIN-Jahrestagung 2025 widmete sich ein interdisziplinär besetztes Panel der Frage, ob und wie diese Vorschriften reformiert werden sollen.
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I. Ausgangslage: Unbestrittene Reformbedürftigkeit
Zu Beginn des Panels stand die grundsätzliche Systemfrage: Braucht es eine Reform? Die Antwort war eindeutig: 91 % der Teilnehmer bejahten in einer Umfrage entsprechenden Bedarf. Gründe dafür wurden zahlreich benannt: eine Überlagerung von nationalem und internationalem Recht ohne systematische Abstimmung, ein kaum noch handhabbarer Anwendungsrahmen in der Verwaltungspraxis und erheblicher Compliance-Aufwand auf Unternehmensseite. Die Regelungen erscheinen häufig unübersichtlich, überschneide...