Brave New Digital World: Zwischen Sorge und Zuversicht
Viel Arbeit wartet auf das neue Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS). Denn die aktuelle Bitkom-Studie „Digitalisierung der Wirtschaft“ liefert ein ernüchterndes Ergebnis: 82 % der deutschen Unternehmen ab 20 Beschäftigten sehen die aktuelle wirtschaftliche Krise auch als eine Krise der zögerlichen Digitalisierung. Mehr als die Hälfte (53 %) gibt an, Probleme bei der Bewältigung der digitalen Transformation zu haben. Nur noch 32 % sehen sich als Vorreiter, während 64 % sich als Nachzügler betrachten. Diese Entwicklung zeigt, dass die Digitalisierung zwar als notwendig erkannt wird, aber die Umsetzung in der Praxis schwierig ist.
Müssen wir uns deshalb um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Unternehmen sorgen? Mittel- und langfristig sicherlich nicht, denn die Digitalisierung lässt sich auch hierzulande nicht mehr aufhalten. Seinen kleinen Teil dazu beigetragen hat schon unsere Vorgänger-Regierung mit dem Wachstumschancengesetz und der damit verbundenen Einführung der E-Rechnung. Über kurz oder lang wird die E-Rechnung dafür sorgen, dass das manuelle Erfassen und Versenden von Papierrechnungen der Vergangenheit angehört. Der ganze Rechnungsprozess wird damit nicht nur stark verschlankt, sondern bietet in seiner neuen „Form“ ganz neue Möglichkeiten für das Controlling im Unternehmen und Ihre betriebswirtschaftliche Beratung. Wie Sie Ihre Mandanten strategisch und pragmatisch bei der Digitalisierung des Rechnungswesens begleiten, erläutert Jochen Treuz in seinem Beitrag „E-Rechnung richtig einführen: Pflicht, Potenzial und Praxis für Ihre Beratung“ .
Dabei spielt der Einsatz von Software eine große Rolle. Denn sofern ein Unternehmen nicht nur Privatpersonen als Kunden hat, führt mittelfristig kein Weg an der Nutzung einer Software zur Erstellung von Rechnungen vorbei. Konkrete Softwarelösungen speziell für die Steuerberatung stellen Dr. Carola Rinker und Murat Sayinc in ihrem Beitrag „Digitale Eingangsrechnungsverarbeitung“ vor. Im Mittelpunkt steht dabei DATEV Unternehmen online (DUO).
Während es bei Unternehmen in Sachen Digitalisierung noch etwas Nachholbedarf gibt, scheinen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer die Zeichen der Zeit eher erkannt zu haben. Denn: Laut einer Umfrage der Marktforschung SWI Finance arbeiten bereits 77 % der Kanzleien weitgehend papierlos. Auch KI-Tools nutzen bereits viele größere Kanzleien, während kleinere Kanzleien bei diesem Thema deutlich zurückhaltender sind. Sie werden häufig ausgebremst durch Datenschutzfragen, fehlende Kenntnisse der KI-Werkzeuge und mangelnde Zeit, sich damit zu beschäftigen. Tanja Ebbing beschreibt in ihrem Beitrag „Vorbild Digitalisierung: KI in der Kanzlei fördern“, wie Sie mit dem Förderprogramm INQA-Coaching Potenziale erkennen sowie Prozesse optimieren können – sowohl in der Kanzlei als auch beim Mandanten. Sie stellt dabei u. a. aktuelle KI-Tools zur Automatisierung von Workflows vor.
Eines ist beruhigend: Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) muss zumindest nicht bei null anfangen.
Beste Grüße
Heiko Lucius
Fundstelle(n):
NWB-BB 7/2025 Seite 197
KAAAJ-93508