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Ansätze zum Controlling der Skonto-Realisierung
Bedeutung und mögliche Vorgehensweisen
Skonto ist aus der Unternehmenspraxis vieler Branchen nicht wegzudenken. Insbesondere in vielen Bereichen des Handels und der Industrie ist die Gewährung von Skonto ein vielfach praktiziertes Instrument des Managements der Liquidität und der Wirtschaftlichkeit. Daneben dient es der Pflege der Kundenbeziehung und als preispolitisches Instrument. Das Controlling der Skonto-Politik eines Unternehmens wird hingegen in der Praxis eher stiefmütterlich behandelt. Es werden zwar die von Lieferanten gezogenen Skonti und die den Kunden gewährten Skonti im Rahmen der Buchhaltung kontenmäßig erfasst, die Ausschöpfung des gesamten Skonto-Potenzials bei Lieferanten und durch Kunden wird jedoch kaum betrachtet. Der Beitrag zeigt im Rahmen eines Controlling-Konzepts für die Skonto-Politik des Unternehmens Ansätze zum Schließen dieser Lücke.
Lieferanten- und Kunden-Skonto sind zwei unternehmenspolitische Instrumente mit teilweise erheblichen Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit und die Liquidität.
Ein systematisches Controlling der Realisierung des Skontos zwecks Messung der Effizienz der Purchase-to-Pay-Prozesse für das Lieferanten-Skonto einerseits und der Kundenakzeptanz des Kunden-Skontos andererseits ist in der Praxis vielfach noch unterentwickelt.
Für das Controlling der Skonto-Realisierung werden Kennzahlen aufgezeigt, die in fallweisen aber auch in permanenten Controlling-Prozessen eingesetzt werden können.
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S. 510
I. Die Bedeutung des Skontos für die Wirtschaftlichkeit und die Liquidität des Unternehmens
Bei jedem Zielgeschäft wird neben dem Warengeschäft ein Kredit zwischen den Vertragsparteien vereinbart. Der Lieferant verzichtet auf eine unmittelbare Bezahlung der Lieferung und gibt dem Kunden einen Zahlungsaufschub (Stundung) bis zum Ablauf der Zahlungsfrist. Lieferantenkredite werden meist durch einen Eigentumsvorbehalt abgesichert.
[i]Entgelt für die unterlassene Inanspruchnahme des gewährten Kredits Vielfach wird aber zusätzlich eine Verkürzung dieser Zahlungsfrist verhandelt und dem Kunden wird ein Preisabschlag für die schnellere Zahlung innerhalb der gegenüber der Zahlungsfrist verkürzten Skontofrist gewährt. Skonto ist damit das Entgelt für die unterlassene Inanspruchnahme des gewährten Kredits durch den Kunden für die zeitliche Differenz zwischen Zahlungsziel und der verkürzten Skontofrist. Der Skontobetrag setzt sich aus einem (nominalen) Zinsanteil, einer Risikoprämie für die Reduzierung des Kreditrisikos und einer Einsparung von Verwaltungskosten zusammen. Er kann betriebswirtschaftlich als Opportunitätskosten für den nicht gewährten Kredit charakterisiert werden. Im Rahmen der Konditionenpolitik ist Kunden-Skonto – neben der Finanzierungsfunktion – ein vielfach eingesetztes Instrument der Preispolitik.
Bekommt ein Unternehmen von seinen Lieferanten Skonto gewährt, wird ein Lieferanten-Skonto (teilweise auch als Skonto-Ertrag bezeichnet) als Reduzierung der Auszahlungen für eine Transaktion erfasst. Räumt ein Unternehmen seinen Kunden Skonto ein, wird ein Kunden-Skonto (teilweise auch Skonto-Aufwand oder Erlösschmälerung genannt) als Reduzierung der Einzahlungen des Geschäftsvorfalls gebucht.
Das Ziel des Kunden, durch möglichst lange Zahlungsfristen einen Liquiditätsvorteil zu erreichen, wird durch die hohe Rendite aus der Realisierung des Skontos (vgl. Abb. 1) konterkariert; der Lieferantenkredit über die Skontofrist hinaus bleibt nicht länger kostenfrei. Es besteht aus der Sicht des Kunden ein Zielkonflikt zwischen der Liquidität und der Wirtschaftlichkeit.
Skonto hat [i]Optionscharakter des Skontosgrundsätzlich für den Stillhalter den Charakter einer Option. Der Lieferant ist bspw. im Fall des Lieferanten-Skontos der Stillhalter. Dem Kunden wird dann ein Recht eingeräumt, das dieser nutzen kann oder auch nicht. Die Kreditvergabe (für die Zeit zwischen Zahlungsfrist und Skontofrist) und damit auch das Skonto liegt damit außerhalb des Entscheidungsspielraums des Stillhalters, wenn Skonto erst einmal eingeräumt wurde.