Trend zur Langlebigkeit

Angeblich [i]Die Menschen werden immer älter ist „Longevity“ ein neuer Megatrend. Der erste Mensch, der 150 Jahre alt wird, sei schon geboren, liest man. Die statistische globale Lebenserwartung stieg in den letzten drei Jahrzehnten von 64 Jahren auf 73 Jahre. Neugeborene Jungen haben in Deutschland eine Lebenserwartung von über 78 Jahren und neugeborene Mädchen eine von 83 Jahren (Stand 2024). Deutschland gehört in Westeuropa damit trotzdem zu den Schlusslichtern. Doch bleiben laut WHO heute Neugeborene nur 71 der durchschnittlich 82 Lebensjahre frei von Krankheiten. Die gute Nachricht: Alle diese Werte und Prognosen sind rein statistische Werte. Und zum Jahresanfang nehmen sich viele Menschen vor, gesünder zu essen, sich mehr zu bewegen – sie wissen schon.

[i]Hype um Longevity- Produkte, aber was ist der Preis?Doch wurde das Motiv, möglichst lange gesund zu bleiben auch ein spürbarer wirtschaftlicher Faktor. An Langlebigkeit sind teilweise erhebliche Erwartungen und Anstrengungen geknüpft. Die Liste von Nahrungsergänzungsmitteln, von Kosmetika sowie zunehmend von Austausch-, Applikations- und Injektionsprozessen ist lang. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob ein leidlich gesundes, spürbar verlängertes Dasein so erstrebenswert ist. Besonders schwer stelle ich es mir für die „Pioniere“ auf diesem Gebiet vor, die ihre Alterskohorte generell, aber auch ganz konkret ihre Freunde, Kollegen, Angehörigen – alle mit denen man sein Leben teilt – um sehr viele Jahre, wenn nicht ein „halbes Leben“ überdauern werden. Ich kann mir nur schwer vorstellen, mich über diesen Verlust oder auch nur das Verschwinden praktisch aller vertrauten Kontakte über viele Jahre glücklich hinwegzusetzen. Was denken Sie?

[i]Verschiedene Faktoren für Sicherheit beim internationalen VertragEine gewisse Langlebigkeit ist auch dem Steuerrecht, bei allen Änderungen immanent. Viele Grundsatzfragen und -wertungen bestehen sehr lange. Auch der Wunsch nach rechtssicheren und wenig streitanfälligen Verträgen, idealerweise zu eigenen Konditionen, ist seit je ein berechtigter Wunsch. Der Vertragsschluss bei internationalen Verträgen ist Gegenstand des Aufsatzes von Vorpeil ab S. 26. Er geht auf Besonderheiten und typische Missverständnisse ebenso ein, wie auf die Bedeutung der Vertragssprache und deren richtige Wahl.

[i]Ausdehnung der Besteuerung bei „gewichtigen“ Beteiligungen an (Spezial-)InvestmentfondsDagegen sind die Änderungen im Investmentsteuergesetz durch das Jahressteuergesetz 2024 ein typischer Fall für Änderungen zum Jahreswechsel. Die neuen Regelungen sind mit Wirkung zum 1.1.2025 in Kraft getreten. Quilitzsch/Rötting/Hörnicke schildern ab S. 7 deren Tatbestand und Wirkung; im Ergebnis wird die Wegzugsbesteuerung gem. § 6 AStG auf wesentliche Anteile an Investmentfonds und Spezial-Investmentfonds ausgedehnt. Das bringt neue Ungerechtigkeiten und gibt Anlass zu Vorüberlegungen, wenn der Anleger grundsätzlich einen Wegzug aus Deutschland in Erwägung zieht. Denn viele Investmententscheidungen sind sehr langlebig und sie können unerfreuliche steuerliche Folgen haben.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe

Nils Henrik Feddersen