NWB-BB Nr. 10 vom Seite 285

728.000

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

In den kommenden Jahren wird der Fachkräftemangel immer größer werden. Die neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) „IW-Arbeitsmarktfortschreibung 2027“ prognostiziert für das Jahr 2027 insgesamt 728.000 fehlende Fachkräfte in Deutschland.

Auch wenn die Branchen Verkauf, Kinderbetreuung und Sozialarbeit am stärksten betroffen sind, zieht sich die Fachkräftelücke über nahezu alle Branchen hinweg. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Dank der starken Zuwanderung könnte sich die Lage in Zukunft zumindest in Teilen entspannen. Darauf verlassen sollten sich die Unternehmen jedoch nicht, denn diesbezüglich bestehen viele Unsicherheiten, gerade durch die Politik: Setzt sich der aktuelle Zuwanderungstrend fort oder wird er durch Maßnahmen begrenzt?

Exemplarisch für das Problem steht die Baubranche. Viele Unternehmen sind hier aktuell nicht mehr in der Lage, Aufträge auszuführen, weil schlichtweg das Personal nicht mehr vorhanden ist. Auch bei bestehenden Aufträgen leidet aus diesem Grund häufig die Qualität: Kunden müssen längere Wartezeiten und teilweise sinkende Qualität in der Ausführung in Kauf nehmen. Dem stehen die aus Kundensicht oft „stolzen“ Handwerkerpreise entgegen – ein Dilemma. Und ob das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz tatsächlich zu Verbesserungen führt, bleibt abzuwarten – insbesondere, ob die beschlossene Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und die Berücksichtigung von Berufserfahrung in der Praxis auch tatsächlich umgesetzt werden. Denn gerade in diesem Punkt sind bislang beispielsweise die Handwerkskammern sehr restriktiv.

Aufgrund dieser Unsicherheiten sind Unternehmen gut beraten, aktiv im Ausland Fachkräfte zu rekrutieren. Werner Broeckmann zeigt in seinem Beitrag „Fachkräftegewinnung im außereuropäischen Ausland“ ab Wege auf, wie das selbst kleinere Unternehmen erfolgreich machen können. Das muss auch kein Hexenwerk sein: Ein erster und naheliegender Ansatz könnte sein, über die eigenen Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln Kontakte ins Ausland zu knüpfen.

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 10/2024 Seite 285
ZAAAJ-75398