IWB Nr. 10 vom Seite 1

Besteuere mich, wenn Du kannst!

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

Am [i]„Faire Besteuerung“ von Hochvermögenden als dritte Säule?Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Weltwährungsfonds plädierten Brasilien und Frankreich in unwahrscheinlicher Eintracht für eine neue globale Sondersteuer. Sie wollen damit rund 3.000 Dollar-Milliardäre (und ggf. 60.000 weitere sehr vermögende Personen) weltweit besteuern. Die fiskalischen Einnahmen sollen „im Kampf gegen Armut und Klimawandel“ helfen. Möglichst schon beim nächsten Finanzministertreffen der G20 im Juli in Rio de Janeiro möchten die Gastgeber eine Empfehlung der Finanzminister für den Vorschlag erreichen und im Anschluss konkrete Vorarbeiten der OECD bewirken.

[i]Eine neue Blüte für Gestaltungen?Im Gespräch ist eine Vermögensteuer von 2 % für echte Dollar-Milliardäre, aber bereits ab 100 Mio. USD Vermögen könnte mit der Besteuerung begonnen werden. Dazu hatte US-Präsident Biden in seiner Rede zur Lage der Nation 2023 konkrete Zahlen genannt. Er schlug eine 25 %ige Steuer auf Vermögen über 100 Mio. USD vor. Welcher Aufwand hinter einer solchen Idee stecken kann, wird in den kühnen Plänen an keiner Stelle deutlich. Dies würde ein Fest für Gestaltungen, denn um Schwellenwerte und die individuelle konkrete Steuerlast zum globalen Wohl wäre Streit programmiert – hohe Beratungskosten schrecken die Betroffenen kaum. Und wie heißt es? Kapital ist mobil! Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Steuerwelt hier erneut die Geschlossenheit wie bei BEPS aufbringen wird. 

[i]Schwer genug: Erst einmal die globale Mindeststeuer einführen!Zu bedenken ist: Noch ist nicht einmal die globale Mindestbesteuerung wirksam. Die Fragen und Probleme dazu haben es allerdings aus dem Vorzimmer der Spekulation in den Behandlungsraum der Fachmedien und Konferenzen geschafft. In dieser IWB befassen sich Heidecke/Al-Anaswah ab S. 412 mit dem finalen OECD-Bericht v.  zu Amount B. Auch dessen Genese ist etwas für Freunde hochkomplexer Überlegungen, von Fragen der Machbarkeit und den notwendigen Vereinfachungen. Die Autoren zeichnen den „Schlingerkurs“ nach. Dabei ist Amount B ein „vereinfachter Ansatz“ für die Anwendung des Fremdvergleichs auf Gesellschaften in den Bereichen Marketing und Vertrieb.

[i]Konzernweite Einführung von SAP S/4HANA als SteuerproblemEiner weiteren Herausforderung aus Sicht der konzerninternen Verrechnungspreise ist der Aufsatz von Ahrens/Schnell ab gewidmet: der Einführung von SAP S/4HANA als konzernweites ERP-System. Auch hier geht es um viel Geld und um saubere Arbeit in einem von Unwägbarkeiten geprägten Bereich, für den in der Steuerabteilung allenfalls recht alte Erfahrungen vorhanden sind. First and not least, bildet Stark ab die möglichen sinnvollen Fälle des unmittelbaren Anspruchs auf die ATAD bei der Hinzurechnungsbesteuerung, weil die Umsetzung der EU-Richtlinie in Deutschland drei Jahre zu spät kam.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit dieser Ausgabe

Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 10 / 2024 Seite 1
OAAAJ-67403