BGH Beschluss v. - 3 StR 227/23

Instanzenzug: Az: 1 KLs 2023 Js 1824/21nachgehend Az: 3 StR 227/23 Beschluss

Gründe

1Das Landgericht hat den Angeklagten wegen schwerer Brandstiftung und Brandstiftung in sieben Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Der Angeklagte beanstandet mit seiner Revision die Verletzung formellen und materiellen Rechts. Das Rechtsmittel und der von ihm zudem gestellte Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Revisionseinlegungsfrist haben keinen Erfolg.

21. Der Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (§ 44 Satz 1 StPO) ist unzulässig, weil die Revisionsbegründungsfrist gewahrt ist und sich der Antrag mithin auf eine unmögliche Rechtsfolge richtet (vgl. etwa BGH, Beschlüsse vom - 2 StR 511/18, BGHR StPO § 341 Frist 2 Rn. 2; vom - 3 StR 185/21, NStZ-RR 2021, 344, jeweils mwN).

3a) Die Revisionsbegründung ist jedenfalls im Ergebnis rechtzeitig formwirksam gemäß § 345 Abs. 1 Satz 1 und 3, Abs. 2, § 32d Satz 2, § 32a StPO bei Gericht eingegangen. Dafür ist hier letztlich nicht entscheidend, ob das zunächst im Dateiformat JPG eingereichte Dokument die Anforderungen an eine Eignung zur Bearbeitung im Sinne von § 32a Abs. 2 Satz 1 und 2 StPO, § 2 Abs. 1 ERVV erfüllt (vgl. BT-Drucks. 19/28399, S. 33; BGH, Beschlüsse vom - 3 StR 89/22, wistra 2023, 389 Rn. 4; vom - 3 StR 251/22, NStZ 2023, 54 Rn. 10; vom - 6 StR 268/22, NJW 2022, 3588 Rn. 6; vom - 1 StR 262/22, NStZ-RR 2023, 22; , NJW 2023, 623 Rn. 44 f.; Beschluss vom - 3 AZB 3/23, NJW 2023, 2445 Rn. 11 ff.; Meyer-Goßner/Köhler, StPO, 66. Aufl., § 32a Rn. 3 mwN). Selbst wenn die Revisionsbegründung zunächst nicht formwirksam eingereicht worden ist, gilt sie nach § 32a Abs. 6 Satz 2 StPO als zu diesem Zeitpunkt wirksam eingegangen (s. BT-Drucks. 18/9416, S. 47 f.); denn der Verteidiger hat auf einen Hinweis des Landgerichts hin direkt die Revisionsbegründung erneut, nunmehr im Dateiformat PDF, eingereicht und mitgeteilt, dass sie inhaltlich identisch mit der bereits übersandten sei.

4b) Im Übrigen besteht kein Raum für eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, soweit zur Begründung einer Verfahrensrüge ein Gerichtsbeschluss nachgereicht werden soll, auf dessen Fehlen der Generalbundesanwalt im Rahmen seiner Antragsschrift aufmerksam gemacht hat. Die Frist zur Revisionsbegründung als solche ist nicht versäumt worden. Eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur Nachholung oder Nachbesserung einer Verfahrensrüge kommt, wenn die Revision sonst form- und fristgemäß begründet worden ist, grundsätzlich nicht in Betracht. Das Rechtsinstitut der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand dient nicht zur Heilung von Zulässigkeitsmängeln bei Verfahrensrügen. Eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur Nachholung einer Verfahrensrüge kommt daher nur in besonderen Prozesssituationen ausnahmsweise in Betracht, wenn dies zur Wahrung des Anspruchs des Beschwerdeführers auf rechtliches Gehör unerlässlich erscheint (st. Rspr.; vgl. etwa BGH, Beschlüsse vom - 2 StR 269/21, juris Rn. 15; vom - 1 StR 91/18, NStZ 2019, 625 Rn. 4 mwN; s. auch , NJW 1996, 512, 513). Ein derartiger Ausnahmefall ist nicht gegeben.

52. Die Revision ist unbegründet. Die Nachprüfung des Urteils auf Grund der Rechtsmittelrechtfertigung hat keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten ergeben (§ 349 Abs. 2 StPO). Dies gilt auch, soweit mit der Sachrüge beanstandet wird, aus den Urteilsgründen sei nicht zu entnehmen, worauf die Schlussfolgerung beruht, bei mitgeteilten Geokoordinaten zu dem Mobiltelefon des Angeklagten handele es sich um diejenigen eines Brandortes. Die Beweiswürdigung in den Urteilsgründen soll keine umfassende Dokumentation der Beweisaufnahme enthalten, sondern lediglich belegen, warum bestimmte bedeutsame Umstände so festgestellt worden sind. Es ist nicht nötig, für jede einzelne Feststellung einen Beleg in den Urteilsgründen zu erbringen (vgl. etwa , StV 2017, 799, 800; Urteile vom - 3 StR 27/14, NStZ-RR 2014, 279, 280; vom - 1 StR 604/17, StV 2019, 808 Rn. 58). Nicht anders verhält es sich hier mit Blick auf die weitere Beweiswürdigung in Bezug auf die als Hilfstatsache herangezogenen Geokoordinaten.

Diese Entscheidung steht in Bezug zu

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BGH:2023:051023B3STR227.23.0

Fundstelle(n):
RAAAJ-52663