Heimtückemord: Beurteilungszeitpunkt für das Vorliegen von Arglosigkeit
Gesetze: § 211 Abs 2 StGB, § 261 StPO, § 267 StPO
Instanzenzug: LG Bielefeld Az: 1 Ks 10/22
Tenor
Die Revisionen der Nebenkläger gegen das Urteil des Landgerichts Bielefeld vom werden aus den zutreffenden Gründen der Antragsschriften des Generalbundesanwalts als unzulässig verworfen.
Jeder Beschwerdeführer hat die Kosten seines Rechtsmittels zu tragen. Eine Erstattung der notwendigen Auslagen des Angeklagten im Revisionsverfahren findet wegen dessen gleichfalls erfolgloser Revision nicht statt.
Ergänzend bemerkt der Senat:
Die Revisionen hätten auch in der Sache keinen Erfolg gehabt. Das Landgericht hat das Mordmerkmal der Heimtücke zu Recht verneint. Nach den rechtsfehlerfrei getroffenen Feststellungen versetzte der später Getötete dem Angeklagten (womöglich) zuerst einen Faustschlag in das Gesicht und rechnete daher auch mit einem erheblichen Angriff auf seine körperliche Unversehrtheit durch den Angeklagten. Zum grundsätzlich maßgeblichen Zeitpunkt, dem ersten vom Täter mit Tötungsvorsatz geführten Angriff (vgl. Rn. 9; Urteil vom - 4 StR 337/20 Rn. 13; jeweils mwN), war das Opfer daher nicht mehr arglos. Dass es sich keines Angriffs auf sein Leben versah, ändert hieran nichts (vgl. Rn. 9 mwN). Nach den Urteilsfeststellungen liegt auch keine Fallgestaltung vor, in der die Arglosigkeit eines überrumpelten oder in eine Falle gelockten Tatopfers dennoch bejaht werden könnte (vgl. hierzu Schneider in MüKo-StGB, 4. Aufl., § 211 Rn. 156, 172 ff. mwN).
Quentin
Bartel
Rommel
Maatsch
Scheuß
ECLI Nummer:
ECLI:DE:BGH:2023:290823B4STR137.23.3
Fundstelle(n):
ZAAAJ-48804