SteuerStud Nr. 8 vom Seite 481

Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2022/2023

Alexandra Kandler | Steuerberaterin | Lehrgangsleitung beim Steuerrechts-Institut KNOLL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

im letzten Jahr haben wir uns noch über eine Quote von 58,4 % gefreut. Nun verkünden die bundesweiten Ergebnisse der Steuerberaterprüfung 2022/2023 mit einer Bestehensquote von 45,1 % das zweitschlechteste Prüfungsjahr der letzten zehn Jahre. Das ist zugleich über 13 (!) Prozentpunkte schlechter als im Vorjahr.

Hinsichtlich der Zulassungsanträge fallen die Zahlen mit 5.007 zur Prüfung zugelassenen Anwärter:innen zwar um 9,3 % geringer aus als im Rekord-Vorjahr, steuern jedoch mit einer minimalen Veränderung nach oben gegen den Abwärtstrend der letzten fünf Jahre, insbesondere wenn man bedenkt, dass aufgrund der hohen Bestehensquote des Vorjahres sich weniger Wiederholer unter den Zulassungsanträgen befinden.

Die schriftlichen Prüfungsaufgaben des Jahres 2022 sind von aus Vorjahren gewohnten Standards abgewichen. Wer hier nicht mit Klausurroutine und Selbstbewusstsein in die Prüfung gegangen ist, hatte es schwer. Die Rücktrittsquote ist ein Indiz hierfür: 22,5 % der zur Prüfung zugelassenen Teilnehmer:innen sind vor oder während der Prüfung zurückgetreten! Die Steuerberaterprüfung gilt bei Rücktritt als nicht abgelegt. Daher wird die Bestehensquote an den Teilnehmer:innen bemessen, die die schriftliche Prüfung abgelegt haben. Würde man hingegen alle Teilnehmer:innen einbeziehen, die zur Prüfung angetreten sind (also inkl. der zurückgetretenen Teilnehmer:innen), ergäbe sich in diesem Jahr sogar eine tatsächliche Bestehensquote von lediglich 39,4 %.

Der Berufsstand muss damit weiter um Nachwuchs ringen, denn eine schlechte Quote bedeutet eben auch weniger potenzielle Steuerberater:innen. Lediglich 3.878 Kandidat:innen (Vorjahr: 4.349) haben die schriftliche Prüfung im Oktober 2022 abgelegt. Davon haben nur 1.750 Kandidat:innen bestanden. Das sind 788 weniger als im Vorjahr (2.538) und 347 weniger gegenüber dem Zehnjahresdurchschnitt (2.097). Den höchsten Zuwachs verzeichnet im Jahr 2023 die Kammer München mit 247 Kandidat:innen, während es bei der Kammer Mecklenburg-Vorpommern lediglich fünf neu qualifizierte Steuerberater:innen sind.

Der regionale Vergleich der Steuerberaterkammern zeigt Unterschiede in den Bestehensquoten von bis zu 28,8 (Vorjahr 21,7) Prozentpunkten auf. Spitzenreiter ist Niedersachsen mit einer Bestehensquote von 50,5 %, gefolgt von Brandenburg und Rheinland-Pfalz mit jeweils 50,0 %. Das Schlusslicht bildet in diesem Jahr Mecklenburg-Vorpommern mit 21,7 %. Wie im Vorjahr sind auch Berlin und das Saarland mit 25,7 % bzw. 35,7 % unter den drei schlechtesten Quoten vertreten.

Fazit: Dies alles ist dennoch kein Grund zur Sorge! Befinden Sie sich mitten in der Prüfungsvorbereitung, heißt dies für Sie: Gehen Sie klausurroutiniert und selbstbewusst in die Prüfung, so dass Sie auch bei ungewohnten Prüfungsaufgaben mit der notwendigen Klausurtechnik bei den Standardthemen punkten können (zur optimalen Lernstrategie vgl. Kandler, SteuerStud 5/2023 S. 311 NWB CAAAJ-35204)! Liebäugeln Sie noch mit dem Ziel „Steuerberatertitel“, sollte dies zudem eher ein Ansporn sein. Der Berufstitel ist am Markt gefragter denn je!

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Herzliche Grüße
Ihre

Alexandra Kandler

Fundstelle(n):
SteuerStud 8/2023 Seite 481
KAAAJ-40812