BGH Beschluss v. - 1 StR 157/22

Instanzenzug: LG Frankfurt Az: 5 - 28 KLs 24/20

Gründe

1Das Landgericht hatte den Angeklagten im ersten Rechtsgang wegen Steuerhinterziehung in 109 Fällen sowie Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt in 118 Fällen unter Einbeziehung der Geldstrafe aus einer Vorverurteilung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt. Auf die Revision des Angeklagten hat der Senat dieses Urteil, soweit der Angeklagte wegen Hinterziehung von Umsatzsteuer verurteilt worden war, mit den Feststellungen und im gesamten Strafausspruch aufgehoben und das Verfahren an das Landgericht zurückverwiesen ().

2Das Landgericht hat den Angeklagten nach Einstellung eines Falles der Steuerhinterziehung (Fall 105) nunmehr wegen Steuerhinterziehung in 108 Fällen sowie Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt in 118 Fällen unter Einbeziehung der Geldstrafe aus einer Vorverurteilung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten und daneben zu einer Gesamtgeldstrafe von 230 Tagessätzen zu je 500 € verurteilt. Dagegen wendet sich der Angeklagte mit der auf den Strafausspruch beschränkten Revision, mit der er die Verletzung materiellen Rechts rügt. Die Revision hat im Wesentlichen Erfolg (§ 349 Abs. 2 und 4 StPO).

31. Aufgrund der wirksamen Beschränkung der Revision auf den Strafausspruch hat der Senat den Schuldspruch nicht zu überprüfen. Der Strafausspruch kann schon deswegen keinen Bestand haben, weil – wie der Generalbundesanwalt im Einzelnen ausgeführt hat – das Landgericht bei zahlreichen Einzelstrafen das Verbot der Schlechterstellung (§ 358 Abs. 2 Satz 1 StPO) nicht beachtet hat. Dieses Verbot steht auch einer Erhöhung der Einzelstrafen entgegen, selbst wenn die ausgeurteilte Gesamtstrafe niedriger ausfällt ( Rn. 5). Eine solche Erhöhung ist auch – wie hier schon bei manchen Einzelstrafen – die erstmalige Verhängung einer Geldstrafe neben einer unveränderten Freiheitsstrafe. Dasselbe gilt, wenn die neue Freiheitsstrafe zusammen mit der Geldstrafe nach dem Rechtsgedanken des § 43 Satz 2 StGB die ursprüngliche Freiheitsstrafe übersteigt. Angesichts der hohen Anzahl der rechtsfehlerhaften Einzelstrafen hebt der Senat den Strafausspruch insgesamt auf, um dem neuen Tatgericht eine in sich stimmige Strafzumessung zu ermöglichen. Die Feststellungen sind von dem Rechtsfehler nicht betroffen und können daher bestehen bleiben. Ergänzende Feststellungen, die dazu nicht in Widerspruch stehen, sind möglich.

42. Das neue Tatgericht wird bei der Strafzumessung zu berücksichtigen haben, dass „verunglückte“ Selbstanzeigen zumindest strafmildernd wirken können (vgl. , BGHR AO § 370 Abs. 1 Strafzumessung 31 Rn. 10). Für die Bestimmung der Tagessatzhöhe wird es das Einkommen des Angeklagten (vgl. , BGHR StGB § 40 Abs. 2 Satz 1 Einkommen 6 Rn. 7 ff.) im Zeitpunkt der neuen Entscheidung (vgl. , BGHSt 28, 360, 362; siehe auch , BGHSt 58, 158 Rn. 65) zu ermitteln haben, wobei allerdings nach dem ersten Urteil eingetretene Verbesserungen nicht zum Nachteil des Angeklagten gewertet werden dürfen ( Rn. 4).

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BGH:2022:070922B1STR157.22.0

Fundstelle(n):
OAAAJ-25263