BGH Beschluss v. - AnwZ (Brfg) 28/20

Instanzenzug: Az: AnwZ (Brfg) 28/20 Beschlussvorgehend Az: AnwZ (Brfg) 28/20 Beschlussvorgehend Az: AnwZ (Brfg) 28/20 Beschlussvorgehend Az: AnwZ (Brfg) 28/20 Beschlussvorgehend Anwaltsgerichtshof Berlin Az: II AGH 4/16nachgehend Az: AnwZ (Brfg) 28/20 Beschluss

Gründe

1Mit dem - per Fax eingegangenen - Antrag auf Gewährung von Prozesskostenhilfe vom hat der Kläger angekündigt, die Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse dem Original des Schriftsatzes beizufügen. Dieses Original samt den Unterlagen ist jedoch erst mit Schriftsatz vom eingereicht worden und somit nach der am erfolgten Zustellung des Beschlusses vom , der die Berufungsinstanz beendet hat.

2Eine rückwirkende Bewilligung von Prozesskostenhilfe nach Beendigung der Instanz kommt nur in Betracht, wenn der Antrag vor Abschluss der Instanz positiv hätte beschieden werden können. Voraussetzung ist ein formgerechter und vollständiger Antrag (§ 112c Abs. 1 Satz 1 BRAO, § 166 Abs. 1 Satz 1 VwGO, § 117 ZPO), über den im ordentlichen Geschäftsgang noch vor Beendigung der Instanz hätte entschieden werden können (vgl. OLG Frankfurt am Main, Beschluss vom - 26 W 21/92, juris Rn. 4; BayVGH, Beschluss vom - 9 C 17.763, juris Rn. 6 f.; OVG für das Land Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom - 12 E 669/20, juris Rn. 3 ff.; jeweils mwN). Diese Voraussetzungen sind hier nicht erfüllt, da erst durch das Einreichen der Erklärung zu den persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Antrag überhaupt vollständig werden konnte. Zudem erlauben die Angaben selbst jetzt noch keine zweifelsfreie Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse, da mangels Angaben zur Einkommenssituation der Ehefrau offen ist, ob der Kläger gemäß § 1360a Abs. 4 Satz 1, § 1361 Abs. 4 Satz 4 BGB von seiner Ehefrau einen Kostenvorschuss verlangen könnte. Die Klage gegen den Widerruf der Zulassung als Rechtsanwalt betrifft eine persönliche Angelegenheit im Sinne des § 1360a Abs. 4 Satz 1 BGB (vgl. BAG, FamRZ 2006, 1117, 1118).

3Soweit der Kläger die späte Vorlage der Unterlagen mit Verweis auf sein Studium und damit verbundene Prüfungen begründet hat, führt dies nicht zu einer anderen Beurteilung. Dem Kläger war bei Stellung des Antrags vom bewusst, dass er noch die Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse einreichen muss. Die Ausfüllung dieses Vordrucks ist keine zeitaufwendige Angelegenheit. Zudem hat der Kläger den Vordruck auf den datiert, so dass auch daraus nicht ersichtlich ist, warum er den Vordruck erst Ende August 2022 einreichen konnte.

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BGH:2022:120922BANWZ.BRFG.28.20.0

Fundstelle(n):
KAAAJ-23585