UStG § 2b

Erster Abschnitt: Steuergegenstand und Geltungsbereich

§ 2b Juristische Personen des öffentlichen Rechts [1] [2]

(1) 1Vorbehaltlich des Absatzes 4 gelten juristische Personen des öffentlichen Rechts nicht als Unternehmer im Sinne des § 2, soweit sie Tätigkeiten ausüben, die ihnen im Rahmen der öffentlichen Gewalt obliegen, auch wenn sie im Zusammenhang mit diesen Tätigkeiten Zölle, Gebühren, Beiträge oder sonstige Abgaben erheben. 2Satz 1 gilt nicht, sofern eine Behandlung als Nichtunternehmer zu größeren Wettbewerbsverzerrungen führen würde.

(2) Größere Wettbewerbsverzerrungen liegen insbesondere nicht vor, wenn

  1. der von einer juristischen Person des öffentlichen Rechts im Kalenderjahr aus gleichartigen Tätigkeiten erzielte Umsatz voraussichtlich 17 500 Euro jeweils nicht übersteigen wird oder

  2. vergleichbare, auf privatrechtlicher Grundlage erbrachte Leistungen ohne Recht auf Verzicht (§ 9) einer Steuerbefreiung unterliegen.

(3) Sofern eine Leistung an eine andere juristische Person des öffentlichen Rechts ausgeführt wird, liegen größere Wettbewerbsverzerrungen insbesondere nicht vor, wenn

  1. die Leistungen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nur von juristischen Personen des öffentlichen Rechts erbracht werden dürfen oder

  2. die Zusammenarbeit durch gemeinsame spezifische öffentliche Interessen bestimmt wird. 2Dies ist regelmäßig der Fall, wenn

    1. die Leistungen auf langfristigen öffentlich-rechtlichen Vereinbarungen beruhen,

    2. die Leistungen dem Erhalt der öffentlichen Infrastruktur und der Wahrnehmung einer allen Beteiligten obliegenden öffentlichen Aufgabe dienen,

    3. die Leistungen ausschließlich gegen Kostenerstattung erbracht werden und

    4. der Leistende gleichartige Leistungen im Wesentlichen an andere juristische Personen des öffentlichen Rechts erbringt.

(4) Auch wenn die Voraussetzungen des Absatzes 1 Satz 1 gegeben sind, gelten juristische Personen des öffentlichen Rechts bei Vorliegen der übrigen Voraussetzungen des § 2 Absatz 1 mit der Ausübung folgender Tätigkeiten stets als Unternehmer:

1.

und 2. (weggefallen)

3.

die Leistungen der Vermessungs- und Katasterbehörden bei der Wahrnehmung von Aufgaben der Landesvermessung und des Liegenschaftskatasters mit Ausnahme der Amtshilfe;

4.

die Tätigkeit der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, soweit Aufgaben der Marktordnung, der Vorratshaltung und der Nahrungsmittelhilfe wahrgenommen werden;

5.

Tätigkeiten, die in Anhang I der Richtlinie 2006/112/EG des Rates vom 28. November 2006 über das gemeinsame Mehrwertsteuersystem (ABl L 347 vom , S. 1) in der jeweils gültigen Fassung genannt sind, sofern der Umfang dieser Tätigkeiten nicht unbedeutend ist.

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DAAAB-44784

1Anm. d. Red.: § 2b Abs. 1 bis 3 i. d. F. des Gesetzes v. 2. 11. 2015 (BGBl I S. 1834) mit Wirkung v. 1. 1. 2016; Abs. 4 i. d. F. des Gesetzes v. 12. 12. 2019 (BGBl I S. 2451) mit Wirkung v. 18. 12. 2019.

2Anm. d. Red.: § 2b in der am 1. 1. 2016 geltenden Fassung ist gem. § 27 Abs. 22 auf Umsätze anzuwenden, die nach dem 31. 12. 2016 ausgeführt werden. Auf Umsätze, die nach dem 31. 12. 2015 und vor dem 1. 1. 2017 ausgeführt wurden, war § 2 Abs. 3 in der am 31. 12. 2015 geltenden Fassung anzuwenden; die juristische Person des öffentlichen Rechts konnte bis zum 31. 12. 2016 dem Finanzamt gegenüber einmalig erklären, dass sie § 2 Abs. 3 in der am geltenden Fassung für sämtliche nach dem 31. 12. 2016 und vor dem ausgeführte Leistungen weiterhin anwendet; Verlängerung der Anwendungsmöglichkeit für sämtliche nach dem 31. 12. 2020 und vor dem ausgeführte Leistungen gem. § 27 Abs. 22a; siehe Fußnote zu § 2 Abs. 3.