BGH Beschluss v. - IX ZR 133/15

Rücktritt vom Kaufvertrag: Berücksichtigung behobener Mängel bei der Erheblichkeitsprüfung für eine Pflichtverletzung

Leitsatz

Bei der Bewertung, ob eine Pflichtverletzung erheblich oder unerheblich ist, sind vor Abgabe der Rücktrittserklärung behobene Mängel im Allgemeinen außer Betracht zu lassen (Fortführung von , BGHZ 201, 290 Rn. 16).

Gesetze: § 323 Abs 5 S 2 BGB

Instanzenzug: Az: 12 U 39/14vorgehend Az: 9 O 221/12

Gründe

1Die Beschwerde deckt keinen Zulassungsgrund auf.

21. Die von der Beschwerde aufgeworfene Rechtsfrage, ob im Rahmen der gemäß § 323 Abs. 5 Satz 2 BGB vorzunehmenden Interessenabwägung vor der Rücktrittserklärung behobene Mängel zugunsten des Käufers zu berücksichtigen sind, ist geklärt. Bei der Interessenabwägung ist auf den Zeitpunkt der Rücktrittserklärung des Käufers abzustellen (, BGHZ 201, 290 Rn. 16). Daraus folgt im Gegenschluss, dass vor Abgabe der Rücktrittserklärung behobene Mängel im Allgemeinen außer Betracht bleiben. Der von der Beschwerde eingeforderten Grundsatzentscheidung bedarf es deshalb nicht.

32. Ein Verstoß gegen Art. 103 Abs. 1 GG kann nicht darin erblickt werden, dass das Berufungsgericht den von dem Kläger zum Nachweis der geltend gemachten Mängel benannten Zeugen F.    M.     nicht gehört hat. Der Kläger hat auf die Vernehmung des Zeugen konkludent verzichtet.

4Ein Verzicht auf einen Zeugen kann darin gesehen werden, dass die Partei, welche noch nicht vernommene Zeugen benannt hat, nach durchgeführter Beweisaufnahme ihren Beweisantrag nicht wiederholt. Die Schlussfolgerung eines Verzichts ist jedenfalls dann berechtigt, wenn die Partei aus dem Prozessverlauf erkennen konnte, dass das Gericht - wie hier das Berufungsgericht nach der Vernehmung der Zeugin H.     und dem anschließenden Hinweis auf die voraussichtliche Erfolglosigkeit der Berufung - mit der bisher durchgeführten Beweisaufnahme seine Aufklärungstätigkeit als erschöpft angesehen hat (, NJW 1994, 329, 330; Beschluss vom - IX ZR 206/10, Rn. 6; vom - IX ZR 27/11, Rn. 6; vom - IX ZR 219/12, ZInsO 2013, 608 Rn. 7).

53. Die übrigen Rügen hat der Senat geprüft. Sie füllen keinen Zulassungsgrund aus. Insoweit wird von einer Begründung abgesehen (§ 544 Abs. 4 Satz 2 Halbs. 2 ZPO).

Kayser                        Gehrlein                               Vill

               Lohmann                       Schoppmeyer

ECLI Nummer:
ECLI:DE:BGH:2016:040216BIXZR133.15.0

Fundstelle(n):
WM 2017 S. 254 Nr. 5
ZIP 2016 S. 624 Nr. 13
XAAAF-68381