Zinssatz von 0,5 % pro Monat für Aussetzungszinsen aus verfassungsrechtlichen Gründen ernstlich zweifelhaft
Leitsatz
1. Gegen den Ansatz von 0,5 % pro Monat bei Aussetzungszinsen bestehen nach summarischer Prüfung unter verfassungsrechtlichen
Aspekten ernstliche Zweifel.
2. Hinreichende Zweifel an der Zinshöhe bestehen bereits deshalb, weil der Bundesfinanzhof eine von der Ansicht der Finanzverwaltung
divergierende Auffassung vertritt.
3. Der Grund für die verfassungsrechtlichen Zweifel ergibt sich auch aus einem mangelnden Gleichlauf der Verzinsung, da im
Falle der Zahlung und nachfolgendem Erfolg des Rechtsbehelfs die Erstattung erst nach einer Anlaufzeit von 15 Monaten mit
1,8 % p.a. verzinst wird, während bei Gewährung von Aussetzung der Vollziehung und nachfolgendem Obsiegen 6 % p.a. Zinsen
gezahlt werden müssen.
4. Auch hat der Gesetzgeber es versäumt, die Veränderung des Marktniveaus ab Januar 2023 zum Anlass zu nehmen, den Zinssatz
für Nachzahlungszinsen wieder zu erhöhen.
5. Das Vorliegen eines besonderen berechtigten Aussetzungsinteresses ist zu bejahen, wenn der Bundesfinanzhof die als verfassungswidrig
angesehene Vorschrift bereits dem Bundesverfassungsgericht vorgelegt hat.