NWB-BB Nr. 7 vom Seite 193

Familienunternehmen trotzen dem Finanzierungswandel

Dipl.-Kfm. Heiko Lucius | Verantw. Redakteur | nwb-bb-redaktion@nwb.de

Die größten Familienunternehmen betrachten einbehaltene Gewinne und Abschreibungen als die wichtigste Basis der Unternehmensfinanzierung. Das ist eines der – wenig überraschenden – Hauptergebnisse der Frühjahrsstudie „Die größten Familienunternehmen in Deutschland”. Befragt wurden vom Institut für Mittelstandsforschung Bonn im Auftrag des BDI und der Deutschen Bank 408 der insgesamt 4.400 größten Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Mio. €.

Auf den ersten Blick etwas überraschender ist die stetige Beliebtheit der Bankkredite: Diese Finanzierungsform nimmt trotz aller Veränderungen auf dem Markt für Unternehmensfinanzierung den zweiten Platz ein. Sind Basel II und Basel III sowie die zunehmend in den Mittelpunkt rückenden Finanzierungsalternativen wie Leasing, Factoring oder Mezzaninekapital denn überhaupt kein Thema bei den größten Familienunternehmen? Schauen wir uns die Eigenkapitalquote dieser Unternehmen an, findet sich schnell eine Antwort: Verfügten die größten Familienunternehmen 2007 noch über eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 30,1 %, steigerten sie diese 2009 trotz Finanz- und Wirtschaftskrise auf 33,5 %. Auch 2010 setzte sich diese Entwicklung nach ersten Auswertungen von Bilanz- und GuV-Daten fort. Diese relativ hohe Eigenkapitalquote macht die Familienunternehmen gegen schlechtere Finanzierungsbedingungen auf dem Kreditmarkt ein Stück weit resistent und lässt sie den unter KMU ansteigenden Druck, an Alternativen denken zu müssen, kaum spüren.

„Ratinggerechte” Darstellung des Jahresabschlusses

In der Finanzierungsberatung größerer Familienunternehmen können Sie sich daher insbesondere darauf konzentrieren, den vorhandenen Jahresabschluss „ratinggerecht” darzustellen. Das bedeutet: Ausweis einer möglichst (noch höheren) Eigenkapitalquote, um die bestmöglichen Kreditkonditionen zu erhalten. Natürlich geht das zwangsweise häufig zulasten der steuerlich optimalen Darstellungsform, so dass Sie hier die optimale Balance finden müssen. Wiechers erläutert ab S. 199 anhand eines Praxisbeispiels, wie Sie durch eine progressive Bilanzpolitik das aus Ratingsgesichtspunkten optimale Ergebnis für Ihre Mandanten herausholen können. Dabei spielt die Finanzkommunikation eine große Rolle: Sie sollten Ihren Mandanten empfehlen, mit offenen Karten zu spielen – insbesondere auch dann, wenn sich schlechte Unternehmensentwicklungen abzeichnen. Diese Offenheit gegenüber der Bank zahlt sich i. d. R. immer aus.

Beste Grüße

Heiko Lucius

Fundstelle(n):
NWB-BB 7/2012 Seite 193
NWB GAAAE-11962