IWB Nr. 20 vom Seite 1

Globalisierung und Renationalisierung gleichzeitig

Nils Henrik Feddersen | Verantw. Redakteur | iwb-redaktion@nwb.de

[i]Neujustierung der Lieferketten ist ein Gebot der StundeViele Unternehmen mit Fertigung ihrer Vorprodukte im Ausland tun derzeit gut daran, die Lager aufzustocken. Denn die Lieferketten kriseln teilweise mächtig. Vielen ist eine vorausschauende Lagerhaltung nicht genug. Einige suchen Material und Zulieferer inzwischen bewusst in der Region – diesseits oder jenseits der Grenze. Andere gehen noch einen Schritt weiter und holen zuvor ausgelagerte Teile der Wertschöpfung zurück in das Unternehmen. Die Kompassnadel für immerhin jedes achte mittelständische Unternehmen dreht gerade auf Inbound.

[i]Funktionsverlagerung in das Inland Hemmerich/Günther befassen sich ab mit der Funktionsverlagerung in das Inland. Sie fragen, welche Bereiche der Verlagerung überhaupt in den Anwendungsbereich der Funktionsverlagerung im eigentlichen Sinne fallen und rechnen ein Beispiel der Wertermittlung eines Transferpakets bei der Rückverlagerung von Produktion und Vertrieb in zwei Varianten durch.

[i]Nachhaltigkeit und Steuern verbindet der GRI 207: Tax 2019Die Erholung der Weltwirtschaft wünscht sich die OECD „stark, resilient, grün und inclusive“. Sie denkt nicht allein über die Zukunft des Internationalen Steuerrechts nach. In eine ähnliche Richtung denkt etwa das Global Sustainability Standards Board mit der sog. Global Reporting Initiative. Diesen Ansatz einer nachhaltigen Entwicklung der Steuersysteme skizzieren Holle/Kockrow/Thuar ab . Das klingt zunächst recht abgehoben und nach schöner, doch ferner Zukunft. Aber wenn man dies auf konkrete Fragen herunterbricht, erkennt man die allgemeinen Themen: Wie kommt man an Geld, wie gewinnt und erhält man das Vertrauen der Märkte und Verbraucher. Kosten-Nutzen-Überlegungen werden dabei eine noch größere Rolle spielen, aber sie werden stärker wertgebunden sein. Die Autoren sehen einen neuen Steuerwettbewerb von Unternehmen und Staaten – allerdings als ein „race to sustainability“.

[i]Wechselwirkungen und Unsicherheiten bei DBA und aktuellen Verständigungsvereinbarungen mit NachbarstaatenEine weiteres Dilemma bleibt die Doppelbesteuerung. Das zentrale Tool zur Verhinderung doppelter Besteuerung sind DBA. Doch stehen sie in Deutschland unter dem Druck unilateraler Treaty Overrides und erfahren bislang keine wesentliche Stütze durch das EU-Recht. Schmidt plädiert darum ab S. 826 dafür, diese Abkommen im nationalen Recht und im Unionsrecht zu stärken. Grundsätzliche und ganz praktische Aspekte der sechs deutschen Konsultationsvereinbarungen zu zusätzlichen Homeoffice-Tagen wegen der COVID-19-Pandemie greift die Darstellung von Holthaus ab auf. Die Regelungen könnten im Rahmen der Einkommensteuererklärung für 2020 Sprengkraft entfalten.

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Nils Henrik Feddersen

Fundstelle(n):
IWB 20 / 2020 Seite 1
NWB TAAAH-61830