BFH Beschluss v. - X B 130/07

Darlegung einer Divergenz; Verwertungszeitraum im Rahmen der Drei-Objekt-Grenze

Gesetze: FGO § 115 Abs. 2 Nr. 2, EStG § 15 Abs. 2

Instanzenzug: ,F

Gründe

Die Beschwerde hat keinen Erfolg, weil keiner der geltend gemachten Zulassungsgründe gegeben ist.

1. Die Kläger und Beschwerdeführer (Kläger) begehren die Zulassung der Revision zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung i.S. des § 115 Abs. 2 Nr. 2 Alternative 2 der Finanzgerichtsordnung (FGO).

a) Sie leiten aus einer Reihe von Entscheidungen des Bundesfinanzhofs (BFH), die sie genau bezeichnet haben, den abstrakten Rechtssatz ab, „dass das Prinzip der Abschnittsbesteuerung bei den jährlich veranlagten Steuern den Grundsatz von Treu und Glauben überlagert und die Beteiligten des Besteuerungsverfahrens nicht an ihre in früheren Veranlagungszeiträumen vertretenen Rechtsansichten gebunden sind, wenn sie deren Fehlerhaftigkeit später erkennen”. Deshalb komme einer in der Steuererklärung geänderten Rechtsansicht keine Bedeutung zu. Demgegenüber habe das Finanzgericht (FG) in dem angefochtenen Urteil für die Beantwortung der Frage, ob der Kläger als gewerblicher Grundstückshändler nach § 15 Abs. 2 des Einkommensteuergesetzes zu betrachten sei, es für rechtserheblich gehalten, dass der Kläger für das Jahr 1987 eine Gewerbesteuererklärung abgegeben habe.

Es kann dahingestellt bleiben, ob die Kläger mit dieser Überlegung aus dem angefochtenen Urteil einen abstrakten Rechtssatz herausgearbeitet haben, wie es für die Darlegung des Zulassungsgrundes der Divergenz gefordert wird. Entscheidend ist, dass das FG seine Annahme, der Kläger habe mit dem Objekt in X bereits einen gewerblichen Grundstückshandel betrieben, maßgeblich auf andere Gesichtspunkte —wie der Betätigung des Klägers in mannigfaltiger Weise auf dem Grundstücksmarkt im Rahmen seiner hauptberuflichen Tätigkeit im Baubereich— und nicht allein auf das Erklärungsverhalten des Klägers gegenüber dem Beklagten und Beschwerdegegner (Finanzamt) gestützt hat. Von daher ist es ausgeschlossen, dass das angefochtene Urteil insofern auf einer Divergenz von den genannten Entscheidungen des BFH beruht.

b) Die Kläger sehen den Zulassungsgrund der Erforderlichkeit einer Entscheidung des BFH zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung ferner in einer Abweichung des angefochtenen Urteils von dem (Entscheidungen der Finanzgerichte 2007, 686), soweit das FG das Objekt X als Gegenstand des gewerblichen Grundstückshandels betrachtet hat. Dem behaupteten Divergenzurteil sei der abstrakte Rechtssatz zu entnehmen, „dass auch bei einer Veräußerung eines Grundstücks vor dessen Fertigstellung und Vollendung der Bebauung durch den Veräußerer allenfalls eine widerlegbare Vermutung für das Vorliegen eines gewerblichen Grundstückshandels gegeben ist und dass gleichwohl anhand einer Prüfung der Besonderheiten des Einzelfalls zu prüfen ist, ob der entsprechende Verkauf ein gewerblicher Vorgang ist”. Davon sei das angefochtene Urteil abgewichen, weil es ohne weitere Prüfung der Umstände des Einzelfalls den Verkauf der Immobilie in X wegen der Veräußerung vor Fertigstellung als gewerblich gewertet habe.

Unabhängig davon, ob in diesen Ausführungen ein abstrakter Rechtssatz gesehen werden kann, der dem angefochtenen Urteil zugrunde liegt, ist die behauptete Divergenz zu verneinen. Das FG hat in dem angefochtenen Urteil bei der Würdigung des Verkaufs des Objektes X vor allem für rechtserheblich erachtet, dass der Kläger sich in mannigfaltiger Weise auf dem Grundstücksmarkt im Rahmen einer hauptberuflichen Tätigkeit im Baubereich betätigt hat. Insofern hat das FG in Übereinstimmung mit dem behaupteten Divergenzurteil die Umstände und Besonderheiten des zu beurteilenden Einzelfalls in seine Erwägungen einbezogen.

Darüber hinaus wäre die Zulassung der Revision auch dann nicht gerechtfertigt, wenn die behauptete Divergenz vorläge. Die Einkünfte aus dem Objekt X sind nicht in den angefochtenen Steuerbescheiden berücksichtigt worden. Das FG hat auch ohne diesen Verkaufsvorgang den Verkauf von vier Objekten mit einer Haltedauer von weniger als fünf Jahren sowie innerhalb eines Verwertungszeitraums von fünf Jahren und damit das steuerlich erhebliche Überschreiten der Drei-Objekt-Grenze bejaht. Damit beruht das angefochtene Urteil nicht auf dem Verkauf des Objektes X und der behaupteten Divergenz.

c) Eine weitere die Zulassung der Revision rechtfertigende Divergenz sehen die Kläger darin, dass das angefochtene Urteil von der Rechtsprechung des BFH zur Drei-Objekt-Grenze insofern abweiche, als es die Beschränkung des Verwertungszeitraums auf fünf Jahre missachte, weil es in seine Betrachtung mit dem Objekt X die Veräußerung von fünf Objekten einbeziehe und auf diese Weise zwischen dem Verkauf des Objekts X im Juli 1987 und der letzten Veräußerung im März 1994 der fünfjährige Verwertungszeitraum um 19 Monate überschritten sei.

Auch auf dieses Vorbringen kann die Zulassung der Revision nicht gestützt werden. Zum einen gibt es keinen von der Rechtsprechung entwickelten starren und stringent zu beachtenden Verwertungszeitraum von fünf Jahren. Vielmehr kann sich der Verwertungszeitraum auch über zehn Jahre erstrecken (BFH-Entscheidungen vom XI R 23/90, BFHE 165, 521, BStBl II 1992, 135, und vom X B 183/05, BFH/NV 2007, 232), insbesondere bei Vorliegen einer hauptberuflichen Tätigkeit im Baubereich (vgl. BFH-Entscheidungen in BFHE 165, 521, BStBl II 1992, 135, und vom X B 116/05, BFH/NV 2006, 969), wie dies bei dem als Architekten und Gesellschafter-Geschäftsführer einer Bauträgergesellschaft tätigen Kläger gegeben ist. Zum anderen gilt auch insoweit, dass das FG auch ohne den Verkaufsvorgang X den Verkauf von vier Objekten und damit das Überschreiten der Drei-Objekt-Grenze bejaht hat (s. oben 1.b am Ende).

2. Entgegen der Ansicht der Kläger und ungeachtet der Ausführungen im angefochtenen Urteil, wonach es einerseits keiner Feststellungen zum Überschreiten der Drei-Objekt-Grenze bedürfe und andererseits hilfsweise auf das Überschreiten dieser Grenze hingewiesen werde, hat das FG die vier unter 2.d seines Urteils abgehandelten Verkaufsvorgänge hinreichend auch unter dem Gesichtspunkt des Zählobjekts und damit der Drei-ObjektGrenze gewürdigt. In den Entscheidungsgründen hat das FG unter 2.d), aa), bb), cc) bei drei Objekten ausdrücklich die Indizien für die Gewerblichkeit dieser Verkaufsvorgänge geprüft und bejaht und bei dem unter dd) abgehandelten Objekt Y konnte es ohne Weiteres auf die Feststellungen im Tatbestand des Urteils zurückgreifen, nach denen das Objekt vor seiner Fertigstellung für fast ... DM veräußert wurde.

3. Die Kläger erachten die Zulassung der Revision auch wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Rechtssache als begründet.

a) Ihrer Ansicht nach kommt der Rechtsfrage grundsätzliche Bedeutung zu, „ob die Rückabwicklung eines Erwerbs bzw. die Weiterveräußerung eines Grundstücks an einen vom ursprünglichen Veräußerer bestimmten Erwerber zum ursprünglichen Kaufpreis mit zusätzlicher Berechnung zwischenzeitlich erbrachter Planungsleistungen eine Veräußerung eines Zählobjekts i.S. der Drei-Objekt-Grenze oder eine für die Begründung eines gewerblichen Grundstückshandels unerhebliche Rückabwicklung ohne Gewinnerzielungsabsicht sowie eine daneben erbrachte Dienstleistung darstellen”.

Die Kläger lassen bei dieser Fragestellung außer Acht, dass das FG in dem Weiterverkauf des Grundstücks in Z an einen Dritten ausdrücklich keine Rückabwicklung aufgrund des Rücktrittsrechts gesehen hat, das dem Kläger in dem Kaufvertrag mit der Gemeinde eingeräumt war. Für das Vorbringen, die Kommune habe den Dritten als Käufer bestimmt, enthält das angefochtene Urteil keine Feststellungen. Der Bescheinigung der Kommune, die Voraussetzungen für einen Rücktritt hätten vorgelegen und lediglich aus Vereinfachungsgründen sei das Grundstück an einen anderen Interessenten weiterveräußert worden, hat das FG jedenfalls eine solche Bedeutung nicht beigemessen. Es besteht kein Anlass, in einem Revisionsverfahren über eine Rechtsfrage zu entscheiden, die ersichtlich für das angefochtene Urteil unerheblich war (vgl. Gräber/Ruban, Finanzgerichtsordnung, 6. Aufl., § 115 Rz 30).

b) Die Kläger halten die Frage für grundsätzlich bedeutsam i.S. des § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO, „ob die vom Großen Senat des Bundesfinanzhofs in dessen Beschluss vom für zulässig gehaltene Umqualifikation tatsächlich vermögensverwaltender Einkünfte einer 'Zebragesellschaft' auf Ebene der persönlichen Besteuerung eines Beteiligten auch dann entsprechend vorgenommen werden kann, wenn auf Ebene der Feststellungsgemeinschaft lediglich rechtsfehlerhaft vermögensverwaltende Einkünfte festgestellt wurden, zutreffend aber gewerbliche Einkünfte hätten festgestellt werden müssen”. Die Kläger übersehen bei dieser Fragestellung, dass das FG bei seiner Entscheidung an bestandskräftige Feststellungsbescheide gebunden war, in denen eine vermögensverwaltende Tätigkeit festgestellt wurde. Deshalb hat das FG zutreffend angenommen, dass die gebotene Umqualifizierung der Einkünfte zwingend im Rahmen der Einkommensteuerfestsetzung gegen den Gesellschafter (hier: Kläger) vorzunehmen war. Infolgedessen kommt der aufgeworfenen Rechtsfrage für die konkrete Rechtssache offenkundig keine grundsätzliche Bedeutung zu.

Fundstelle(n):
ZAAAC-76485